Jede Nacht wird von Tuifstädt ins Weltall geblickt

Vor genau 20 Jahren haben wir,  die Rieser Sternfreunde , die Feuerkugelstation bei unserem Hobbykollegen und Freund Heinrich Eppinger mit einem Grillfest gebührend eingeweiht. Nun können wir zum Jubiläum herzlichst gratulieren! Seit Jahrzehnten wird ein Netz von Ortungskameras in Deutschland und dem benachbarten Ausland betrieben. Dieses Projekt wurde bis 1995 vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg betrieben und finanziert . Seit 1995 wird das deutsche „Feuerkugel-Überwachungsnetz“ wissenschaftlich durch das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) am Institut für Planetenforschung  betreut.

In Tuifstädt , etwa 15 Kilometer südlich von Nördlingen , steht die Station mit der Nummer 85- insgesamt gibt es momentan bundesweit 15 Stationen. Die Ortungsstationen werden zum Beispiel von begeisterten Amateur-Astronomen ehrenamtlich betreut. Heiner ging viele Jahre jeden Tag den Hügel hinauf zur Kamera , um diese für die Nacht vorzubereiten. Dabei wird genau Buch geführt. Mittlerweile wurde die Kamera so umfunktioniert, dass er durch eine Zeitschaltuhr und eine Kameraautomatisierung nur noch einmal pro Woche die Technik bedienen muss.

Optimaler Standort für die Himmelsbeobachtung

Tuifstädt ist ein optimaler Standort, weil dort kein Streulicht die Himmelsbeobachtung  stört. Zur Entschädigung werden alle Mitarbeiter dieses Projektes von der Fachgruppe Meteore der Vereinigung der Sternfreunde Deutschland regelmäßig über die Ergebnisse der Auswertung  ihrer Feuerkugelaufnahmen informiert und in Sachen Meteorforschung auf dem Laufenden gehalten. Wird eine Feuerkugel von mindestens zwei Stationen aus fotografiert, so kann man daraus die atmosphärische Bahn des Meteors exakt bestimmen.

Am 6.April 2002 gelang ein spektakulärer Erfolg, an dem die Tuifstädter Stration auch maßgebend beteiligt war: Der Meteoritenfall „Neuschwanstein“, der als Meilenstein in die Meteoritenforschung eingegangen ist . Am Abend des 6.Aprils sorgte eine spektakuläre Feuerkugel über dem österreichisch-bayerischen Grenzgebiet für großes Aufsehen in der Bevölkerung . Der kosmische Körper , der diese Erscheinung erzeugte, zerbrach während seines Fluges durch die Atmosphäre und ging als Meteoritenschauer in der Umgebung des Königsschlosses Neuschwanstein nieder. Der Bolide wurde nicht nur von Tausenden von Augenzeugen beobachtet, sondern auch von zehn Kameras des Europäischen Feuerkugelnetzes registriert. Somit war eine detaillierte Auswertung möglich. Dieses Ereignis gehört zu den weltweit am besten dokumentierten Meteoritenfällen, von der präzisen Berechnung der Bahn des Meteors um die Sonne über die Beschreibung der spektakulären Feuerkugel bis zur genauen Berechnung des Aufsachlaggebietes.

Nach dreimonatiger intensiver Suche konnte ein erstes Meteoritenstück von 1,7 Kilogramm Masse gefunden werden, das in unserem Rieskratermuseum in Nördlingen seit etwa neun Jahren zu besichtigen  ist.Es folgten im Laufe der Jahre noch weitere Funde des Neuschwanstein-Meteoriten.Derzeit sind in einer Sonderausstellung des Rieskratermuseums alle bisher gefundenen Exemplare vereint zu besichtigen!

Aufbau und Funktionsweise der Station

Die Instrumente befinden sich auf einer 2,5 Meter hohen Grundplatte. Ein konvexer Parabolspiegel , Durchmesser 36 Zentimeter, Scheitelhöhe 7 Zentimeter , wird von einer senkrecht darüber angebrachten Kamera fotografiert. Belichtet werden Schwarz-Weiß -Filme mittlerer Empfindlichkeit. Um Taubildung und Vereisung zu verhindern, werden Spiegel und der Kamerakasten übrigens ständig beheizt. Die genauen Belichtungszeiten werden von Heiner für eine Woche im Voraus exakt einprogrammiert. Am Monatsende wird dann immer die Filmpatrone gewechselt, um sie auszuwerten.

Herzlichen Dank  Heiner  und viele klare Nächte !     Deine Rieser Sternfreunde

 

Die Feuerkugelstation in Tuifstädt überwacht seit 20 Jahren den Himmel auf „besondere Erscheinungen“.Ganz oben im Bild ist Heiner der für das DLR , Abteilung Planetenforschung , die Station betreut. Links ist Sternfreund Hans und meine Wenigkeit in der Mitte.