Der Planet Venus leuchtet entweder am Abend oder am Morgenhimmel extrem hell und schon werden Sternwarten und astronomische Vereine mit Anfragen bombardiert, was denn das für ein heller Lichtfleck am West-beziehungsweise Osthimmel ist. Zur Zeit ist Venus am Taghimmel und für das bloße Auge unsichtbar. Da gibt es Zeitgenossen , die beim Anblick kein Gestirn vermuten, sondern ein Raumschiff oder UFO zu sehen glauben.
Und wenn sich Venus allmählich dem Horizont nähert und untergeht, so ist man fest überzeugt, ein Raumschiff hat sich bewegt. Das nicht nur die Sonne und der Mond auf -und untergehen, sondern auch die Sterne und Planeten infolge der Erdrotation, ist vielen Mitmenschen gar nicht bewußt.
Man spricht zwar vom Abend-und Morgenstern, wenn Venus kurz nach Sonnenuntergang im Westen aufleuchtet oder morgens im Osten vor der Sonne scheint. Dennoch ist Venus kein Stern, keine heiße, selbstleuchtende Gaskugel wie unsere Sonne, sondern unser innerer Nachbarplanet, der unser Zentralgestirn in rund siebeneinhalb Monaten umkreist und von dem sie beleuchtet wird.
Nach Sonne und Mond ist die Venus das hellste Gestirn am irdischen Firmament. (Manchmal sieht man bei optimalen Bedingungen auch die Raumstation ISS , die dann auch so hell bzw. noch heller ist, aber nur kurz am Himmel sichtbar ist) . Wenn weder Mondlicht noch irdische Beleuchtung stören, so sieht man , dass Gegenstände im Venuslicht sogar Schatten werfen. Schon bald nach Erfindung des Teleskops wurde die Venus ins Visier genommen. Galilei und Simon Marius entdeckten unabhängig voneinander, dass Venus im Fernrohr Lichtgestalten wie der Mond zeigt. Manchmal zeigt sie sich als schmale Sichel, manchmal sieht man sie halb beleuchtet wie der Halbmond, dann wiederum erscheint sie kugelrund.
Im Gegensatz zum Mars , der im Fernrohr auf seiner Oberfläche zahlreiche Details erkennen lässt, leuchtet Venus in grellweißem Licht und verbirgt ihre Oberfläche unter einer dichten, geschlossenen Wolkendecke, wie sie eventuell eines mehr oder minder fernen Tages auch unseren Planeten einhüllen wird. Der Venusglobus ist mit 12 104 Kilometern fast genauso groß wie die Erde.
Die Venusmasse entspricht etwa 82 Prozent der Erdmasse, woraus folgt, dass unser innerer Nachbarplanet mit 5,3 Gramm pro Kubikzentimeter etwa die gleiche Dichte wie unsere Erde aufweist. Daraus schloss man, dass Venus ähnlich der Erde einen großen Nickel-Eisenkern besitzt.
Mit einer Bahngeschwindigkeit von 35 Kilometern pro Sekunde läuft Venus in einer nahezu kreisförmigen Bahn in siebeneinhalb Monaten um die Sonne. Alle 584 Tage überholt uns Venus auf der Innenbahn und wechselt damit vom Abendhimmel auf den Morgenhimmel. Stehen Sonne, Venus, Erde in einer Linie, so spricht man von unterer Konjunktion. Selbst in großen Teleskopen sind keine Details auf der hellen Wolkenoberfläche zu erkennen. Deshalb gelang es auch nie , durch optische Beobachtungen die Länge eines Venustages zu ermitteln.
Alles war im Endeffekt nur Spekulation. Erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gelang es mit Radarechos , die Venus-Rotationsdauer zu ermitteln. Mit dem 300-Meter -Radioteleskop von Arecibo auf Puerto Rico sandte man Radiosignale zur Venus, die von ihrer festen Oberfläche reflektiert wurden. Aus der Laufzeit der Signale konnte man dann die Distanz der Venus sehr exakt, nämlich auf einen Kilometer genau bestimmen.
Die Rotation findet retrograd, also entgegengesetzt dem Drehsinn in unserem Sonnensystem statt! Auf de Venus geht die Sonne im Westen auf und im Osten unter. Das Venus kein lebensfreundlicher Planet ist, sondern eine lebensfeindliche Gluthölle ist, haben uns Raumsonden wissen lassen, die teils weich auf der Oberfläche landeten oder in eine Umlaufbahn einschwenkten und als künstlliche Venusmonde den Nachbarplaneten nun umkreisen. Natürliche Monde besitzt Venus nicht. Nach ihren Beobachtungen und Messergebnissen liegen die Oberflächentemperaturen zwischen 470 und 510 Grad Celsius. Der atmosphärische Druck ist 90 mal höher als auf der Erde auf Meeresniveau. Zu 96 % setzt sich die Venusatmosphäre aus Kohlendioxid und zu 3,4 % aus molekularem Stickstoff zusammen. Ferner finden sich Spuren von Schwefeldioxid, Wasserdampf, Argon, Neon und Salzsäure.
Eine der erfolgreichsten Venussonden wurde im Mai 1989 auf den Weg gebracht: Die drei Tonnen schwere Magellan-Sonde erreichte nach einem 15 Monate langen Flug im August 1990 unseren Nachbarn und umkreist ihn seither als künstlichen Mond. Der Magellan-Ortbiter hat bis 1994 mit einem Radarstrahl, der durch die Wolkenschicht drang, die gesamte Venusoberfläche abgetastet und somit ihre vollständige Kartierung ermöglicht. Magellan hat Venus „entschleiert“….
Man weis sehr viel über Venus , aber dennoch sind viele Fragen ungeklärt. Die neuste Venussonde soll diese Fragen lösen helfen. Der Venus-Express wurde von der ESA gebaut und am 9. November 2005 auf die Reise gebracht. Nach 162 Tagen kam der Roboter im April 2006 bei der Venus an und schwenkte in einen elliptischen Orbit ein, dessen venusnächster Punkt nur 250 Kilometer über der Oberfläche liegt.
Hauptziel von Venus-Express ist das wissenschaftliche Verständnis, wie es zu den heutigen Zuständen auf der Venus gekommen ist. Droht der Erde in einer mehr oder minder fernen Zukunft ein ähnliches Schicksal, wie es offenbar die Venus ereilt hat– eine glutheiße Oberfläche ohne Wasser , eine heiße, staubtrockene Kohlendioxidatmosphäre ohne Sauerstoff, aber angereichert mit Schwefelsäure und eine geschlossene Wolkendecke, die es nicht erlaubt, von der Oberfläche die Sonne oder gar die Sterne zu sehen?
So wunderschön die Venus am irdischen Firmament als „Morgen-oder Abendstern“ erscheint , ist sie doch eine Gluthölle, in der Leben keine Chance hat.
Die Venus (links als Radarbild) im Größenvergleich: Sie ist fast so groß wie die Erde, doch auf ihr herrscht Höllenglut, in der Leben keine Chance hat. Die Wissenschaft versucht zu begreifen, was passiert ist und wie es zu den lebensfeindlichen Zuständen auf unserem Nachbarplaneten gekommen ist. Foto: NASA