Eine gedankliche Reise zu den Planeten

Wie eine einsame Inselgruppe liegt die Sonne mit ihren „Kindern“ , den Planeten , deren Monden und vielen kleineren und kleinsten Objekten im weiten kosmischen Raum. Den Löwenanteil des vorhandenen Materials , nämlich 99 % , hat sie sich selbst angeeignet, als sie vor ca. 4,5 Milliarden Jahren aus einer riesigen kreisenden Scheibe aus Gas und Staub entstand, so dass nicht viel für ihre Kinder übrig blieb.  Um so besser sorgt sie aber für diese und strahlt ihnen unermüdlich große Energiemengen zu, die sie erwärmen und erhellen.

Auf der Erde sind mit der Sonnenenergie die vielfältigsten Formen des Lebens entstanden, und damit nimmt unsere Heimat eine Sonderstellung im Sonnensystem ein. Mit den unsichtbaren Fäden ihrer Schwerkraft hält die Sonne alles auf vorgeschriebenen Bahnen fest, sodass kein Mitglied der großen Familie abhandenkommen kann. Wenn sie, kosmisch gesehen, auch nur ein höchst mittelmäßiger Stern ist, so ist sie für uns doch einzigartig und lebensnotwendig.

Eine Reise zu den Planeten

Wir wollen zunächst den Aufbau dieses Systems kennenlernen und versuchen, uns , so gut es geht, seine Dimensionen vorzustellen. Mit Angaben von Kilometern wäre das schwierig, denn die Zahlenwerte sind viel zu groß. Astronomen rechnen daher mit einer Einheitsentfernung , die dem mittleren Abstand Sonne–Erde entspricht. Die Länge dieser Astronomischen Einheit (AE), wie man sie nennt , beträgt 149,6 Mio. Kilometer. Um diese Strecke etwas anschaulicher zu machen, besteigen wir im Gedanken einen Flugkörper, der sich etwa mit der Geschwindigkeit eines modernen Verkehrsflugzeuges  (1000 km/h) bewegt und die Erde daher in 40 Stunden umrunden könnte.

17 Jahre lang unterwegs

Mit diesem Flugzeug benötigen wir  über 17 Jahre , um die Entfernung zur Sonne hinter uns zu bringen, und eine Ehrenrunde um die Sonne – 4,4 Mio. Kilometer- würde 182 Tage dauern. (Das Licht , das mit knapp 300 000 km in der Sekunde durchläuft und somit über eine Million mal schneller ist als unser Flugkörper , schafft die Strecke Sonne -Erde in 8,3 Minuten).  Unterwegs zur Sonne kreuzen wir nach 16 Tagen die Mondbahn , nach kanpp fünf Jahren begegnen wir der Venus  und nach gut zehn Jahren dem sonnennächsten  Planeten Merkur. Abgesehen von einigen vorbeifliegenden Kometen und größeren oder kleineren Meteoren ist alles um uns leer, nur die Sonne leuchtet als immer größer und heller werdender Ball am schwarzen Himmel, an dem außerdem zahllose Sterne zu sehen sind.

Raumsonden fliegen zwar viel schneller als wir, sind aber auch mehrere Monate bis zu den nächsten Planeten unterwegs. Die zweite Reise soll mit dem glelichen Flugkörper von der Sonne weg in die entgegengesetzte Richtung gehen. Knapp neun Jahre nachdem wir die Erde verlassen haben, kreuzen wir die Bahn des Mars, der als rötlicher Ball um die Sonne wandert. Auf der weiten Strecke bis zum Jupiter , der schon fünf mal so weit von der Sonne entfernt ist wie die Erde und dessen Bahn nur die jüngsten Mitreisenden 70 Jahre nach dem Start noch erreichen können, müssen wir den Bereich der Planetoiden durchqueren , die hier zu tausende herumschwirren. Der Riese Jupiter , eine Gaskugel von zehnfachem Erddurchmesser, strahlt das Sonnenlicht in gelblichen und orangefarbenen Tönen von seiner quer gestreiften Wolkenhülle zurück. Ihn umgeben große und jede Menge kleinerer Monde . Weiter geht es zum Saturn  , der schon fast die zehnfache Sonnenentfernung hat.

Die Dauer eines Menschenlebens ist viel zu kurz, als dass einer der Insassen es interplanetaren Flugzeugs die Begegnung noch erleben könnte. Auch Saturn ist ein gestreifter Riese, dessen weit in den Raum reichende Ringe ihm einen besonderen Zauber verleihen, und auch er hat eine stattliche Zahl von Monden.

Immer größere Abstände

Immer größer werden die Abstände . Beim nächsten Planeten , dem Uranus , wird erst die halbe Strecke bis zur Grenze des  Planetenreichs zurückgelegt sein. Nach 312 Jahren erreicht der Flugkörper die Uranusbahn, und weitere 185 Jahre dauert es, bis er in die Region des Neptun kommt. Bei Pluto , der zum Kleinplaneten degradiert wurde , sind seit dem Start von der Erde etwa 650 Jahre vergangen. Fast bis in Fixsternenentfernungen reicht die Region der Kometen. Um so weit zu kommen, würde unser Flugzeug allerdings mehrere hunderttausend Jahre brauchen. Selbst das Licht ist bis zum nächsten Stern über  vier Jahre unterwegs .

Das Gedankenexperiment eines Raumfluges mit uns geläufigen Geschwindigkeiten reicht hier für die  menschliche Vorstellungskraft nicht mehr aus.

 

 

 

Ein einsamer Außenposten der Menschheit. Ein Blick von der Raumstation ISS , die unsere Erde in 90 Minuten in einer Höhe von ca. 400 Kilometern umkreist. Von unserer Zivilisation ist nur in der Nacht das künstliche Lichtermeer auf den Kontinenten zu sehen. Bild : NASAEin einsamer Außenposten der Menschheit, die Raumstation ISS umkreist in 90 Minuten  einmal unseren Planeten in einer Höhe von ca. 400 Kilometern . Von unserer Zivilisation ist nur in der Nacht  das künstliche Lichtermeer auf den Kontinenten zu erkennen.    Foto: NASA