Venusdurchgang III – Das Abenteuer von Venedig

Es war mal wieder ein Wetterkrimi, fast so wie wir ihn von der Sonnenfinstenis 1999 her kannten. Während meiner beiden Urlaubswochen war in Italien die meiste Zeit sehr wechselhafte Bewölkung, die sich mit sonnigen Abschnitten und hohen Temperaturen abwechselte. Zwei Tage vor dem Transit zog ein Regenband durch, welches extrem klare Luft und keine einzige Wolke hinter sich herzog. Dies lies hoffen…
Das klare Wetter hielt dann auch durch. Am Morgen des 06. Juni um 4:30 Uhr schien dann auch alles in bester Ordnung, der Himmel war, soweit man das zwischen den Bäumen auf dem Campingplatz sehen konnte, klar. Also wurde die Ausrüstung auf eine rollbare Strandliege gepackt und ans Meer transportiert. Dort angekommen, war die Enttäuschung riesengroß, als genau im Osten (und nur dort!) ein Wolkenband am Horizont die Sicht auf die Sonne verwehrte. Dennoch wurde die Ausrüstung aufgebaut und vorbereitet. Zur Fotografie wurde ein 500mm Spiegel-Teleobjektiv vor die Kamera gesetzt und dazu ein passender Sonnenfilter. Parallel dazu das H-alpha Teleskop für die visuelle Beobachtung. 

Die Dauer der Erscheinung war für Italien auf ca. 1h 30min ab Sonnenaufgang vorhergesagt. Durch das Wolkenband im Osten war aber auch eine knappe Stunde nach Sonnenaufgang noch immer nichts zu sehen. Zudem gesellten sich zu den Regenwolken am Horizont noch einige Zirren, die wie aus dem „Nichts“ auftauchten und den Wolkenriegel noch größer erscheinen ließen. Dennoch blieben wir bei kühlem Wind und Meeresrauschen beharrlich sitzen und sendeten ein Stoßgebet zum Himmel. – Dann endlich, um 6:10 Uhr kam zum ersten mal die Sonne durch den oberen Wolkenrand. Die Optiken wurden sogleich auf den hellen Lichtfleck in den Wolken ausgerichtet und die ersten Fotos wurden geschossen. Das Bild war durch die Wolken zwar noch flau und kontrastarm, dies wurde aber von Minute zu Minute besser… Nach weiteren 10 Minuten war dann die Sonne komplett über das Wolkenband gewandert und bot einen tollen Anblick: Die Venus als „große“ schwarze Scheibe vor der Sonne. Man hatte beinahe den Eindruck dreidimensional zu sehen: Die Venus auf der halben Entfernung zur Sonne als Kugel, so groß wie die Erde. Man konnte die Bewegung des Planeten live von Minute zu Minute miterleben – unglaublich wie schnell sich ein Planet auf seiner Umlaufbahn um die Sonne bewegt!!

Das Schauspiel dauerte noch gut eine halbe Sunde bis dann die Venus mit dem Sonnenrand durch das Tropfenphänomen verschmolz und nach weiteren 10 Minuten die Sonnenscheibe wieder ganz frei gab.

Ein spannendes und tolles Erlebnis, das die nächsten gut 100 Jahre nicht mehr zu sehen sein wird! 

Die Ausrüstung: 500mm Spiegel-tele mit Spiegelreflexkamera und Sonnenteleskop

Regenwolken am Osthorizont

 

Die Sonne kommt durch!

Das Tropfenphänomen im Detail: